Die Leica M10-P ist eine besondere Kamera, unbestritten. Ihr Design gilt als ikonisch, ebenfalls das Feeling, wenn man sie in Händen hält? Die P-Version ist so reduziert, wie möglich. ich spreche gerne von meiner Lady in Black. Wie kann sich das alles auf Fotos auswirken? Meine Antwort: sehr stark. In dem Beitrag versuche ich, diese Kamera und das Fotografieren mit ihr, auf eine andere Art und Weise zu beschreiben. Beim Fotografieren geht es nicht um technische Rahmenbedingungen, sondern um das, was man selber daraus macht.
An einem Samstag im Oktober letzten Jahres war es dann so weit. Meine Begeisterung für Leica hat gesiegt und ich habe mir im Leicastore in Nürnberg eine Leica M10-P mit einem Summilux 35mm geholt. Kenner wissen, ich habe mir eine der legendärsten und genialsten spiegellosen Kameras geholt mit dem wohl besten Objektiv dazu.
Das tolle Paket hat mich eine Stange Geld gekostet und alle die jetzt googeln, wie teuer das war und noch nie eine Leica in Händen gehalten haben, werden sagen, der Typ ist irre. In diesem Beitrag möchte ich euch zeigen, warum ich entgegen aller Vernunft jetzt auch mit Leica fotografiere. Weil ich so viel zu dem Thema sagen möchte, wird es eine ganze Reihe dazu geben. Im ersten Teil geht es jetzt mal um grundlegende Facts und Gefühle, die eine Leica auslöst.
Gerade heute geht es den meisten Leuten um Specs. Was technische Daten anbelangt wird die Leica M 10-P allerdings keine großen Siege einfahren, zumindest nicht bei den messbaren. Gegen eine Sony Alpha 9 II oder Canon EOS 1D X Mark III ist Leica haushoch unterlegen. Nicht nur angenehme Funktionen wie ein Bildstabilisator fehlen der Leica, es fehlt schon bei den gängigsten Features. Den Schalter für einen Autofokus wird man bei der Kamera vergebens suchen, wenn man sich fragt, warum die Bilder mit der Kamera nicht von selber scharf werden. Um Nachteile beim Filmen, wie einem fehlenden 4k-Modus hingegen, muss man sich keine Sorgen machen. Hier ist die Leica M 10-P außer Konkurrenz. Sie kann nämlich gar nicht Filmen.
Was also kann die Kamera dann überhaupt? Die Leica M 10-P verfügt über einen 24 Megapixel Vollformat Sensor, was immerhin wirklich okay ist. Wer braucht schon 60 Megapixel oder mehr? Die Lichtempfindlichkeit lässt sich von ISO 100 bis 50.000 einstellen, der Verschluss bis 1/4000 Sekunde. Diese Einstellungen lassen sich alle mechanisch, über ein Wahlrad an der Kamera tätigen. Egal welches Objektiv man benutzt, die Naheinstellgrenze bekommt man nicht unter 70cm. Für Selfies braucht man also lange Arme. Ein klappbares Display hat man natürlich auch nicht.
Immerhin bietet das P Modell (P steht für Professional bzw. Presse), einen Touchscreen, mit dem der gewünschte Fokuspunkt für das Fokuspeaking gesetzt werden kann und natürlich auch die von Smartphones bekannten Funktion wie Pinch to Zoom oder Swipe zur Verfügung stehen. In Sachen Geschwindigkeit verliert die komplett schwarze Kamera wie zu erwarten auch, selbst gegen die aktuell so schlecht geredeten Canon-Kameras: Die Leica M 10-P schafft ca. 5 Bilder die Sekunde, aber begrenzt auf ca. 30-40 Bilder, dann ist nämlich der Pufferspeicher voll (laut technischer Details von Leica). Im Vergleich schafft die Canon EOS R im besten Fall 8 Bilder pro Sekunde und eine Sony Alpha 9 II bis zu 20 Bilder pro Sekunde.
Was also hat mich dazu getrieben, eine laut Specs so schlechte Kamera für so viel Geld zu kaufen? Warum habe ich mir nicht eine offensichtlich bessere und nur halb so teure Sony Alpha 9 II geholt?
Kurz gesagt, die Leica M 10-P macht einfach Spaß und rockt die Party für mich. Seit ich die Leica habe, ist Fotografieren für mich etwas ganz Anderes geworden. Genau deshalb habe ich sie mir geholt. Mit meiner Leica mache ich ganz andere Bilder als mit meiner Sony oder Canon.
Ein erster Grund dafür ist das Format: Obwohl die Kamera einen Vollformatsensor mit 24 Megapixeln beherbergt, ist sie verhältnismäßig handlich. Der Coup ist schon fast der Tragegurt von Artisan (ein Schnäppchen für knappe 100€). Mit ihm kann man die Kamera immer dabei haben und einfach umhängen. Das Geniale daran: Ich kann die Länge des Gurtes so gut variieren, dass es für jede Trageposition passt. Trotz der kleinen Abmessungen fühlt sich die Leica aber aufgrund des hochwertigen Gehäuses aus Magnesium-Druckguss und dem Messingdeckel, ziemlich hochwertig an und man hat nicht das Gefühl, etwas günstiges in der Hand zu haben, sondern vielmehr mit einem hochwertigem Stück Technik zu arbeiten.
An der build-quality der Leica M 10-P lässt sich einfach nichts rütteln. Alles ist bis zum letzten Punkt in Perfektion getrieben. Jedes Rad (zum Beispiel Drehrad für ISO oder Verschlusszeit) fühlt sich einfach gut an und gibt mir ein angenehmes Gefühl, wenn ich daran drehe. Man spürt das Metall, man spürt die Verbindung zum Metall und ich liebe den Klick, wenn ich das ISO-Rad herausziehe oder wieder feststelle.
Von diesem Perfektionismus ist gerade der Auslöser der M 10-P nicht auszunehmen. Die Leica-Ingenieure haben hier versucht nicht nur das Geräusch, sondern auch das Gefühl zu kreieren, das ein Fotograf verspürte, das in ihm bei den analogen M-P-Kameras erweckt wurde, wenn er den Auslöser durchgedrückt hat. Die alten Leica M-P-Kameras waren wegen ihres leisen mechanischen Verlschlusses auch die einzigen Kameras, die in Theatern zugelassen waren. Gäbe es solche Bestimmungen auch heute, hätte die Leica M 10-P sich einen Platz in den ersten Rängen der Theater verdient. Das Geräusch ist schwer zu beschreiben, man muss es erleben, um nachvollziehen zu können, wovon ich spreche. Drückt man den Auslöser, durchfährt einem ein Klick, den man haptisch und akustisch verspürt und der ein sehr angenehmes Gefühl auslöst: Ich habe ein Aufnahme gemacht. Das Foto ist im Kasten.
Genau der Auslöser ist auch einer der Hauptgründe, weshalb ich mich bewusst für die Leica M 10-P entschieden habe und nicht für die M 10. Der Verschluss der M 10 ist nicht schlecht, aber wesentlich lauter und das Geräusch empfinde ich persönlich als unangenehm.
Ein weiterer es beim verbauten Displayglas: Um Kratzfestigkeit zu gewährleisten, hat Leica hier Saphirglas verbaut, Glas, das auch bei sehr hochwertigen Uhren verwendet wird und es sehr schwer macht, verkratzt zu werden. Auch das Saphirglas beim Display ist ein Alleinstellungsmerkmal der M 10-P und damit auch die Berechtigung, bei den Käufern einen höheren Preis zu erzielen.
Genau deshalb habe ich am Ende der Woche mehr Fotos im Kasten und schöne Momente festgehalten, die ich je mit einer anderen Kamera hätte machen können. Frauen tragen Handtaschen, ich eine Leica.
Jetzt habe ich schon so viel über die Leica M 10-P gesagt, aber noch kein Wort über das Fotografieren an sich und über die Qualität der Fotos. Das werde ich hier in diesem Beitrag auch nicht, sondern werde einen eigenen dazu verfassen, der in dieser Reihe erscheinen wird. So viel schon vorweg: Wie gesagt, die Leica M 10-P hat keinen Autofokus, aber irgendwie müssen die Bilder ja auch scharf werden. Das funktioniert manuell und funktioniert über einen Ring am Objektiv und eine spezielle Technik in der Kamera, die sich Messucher nennt. So erklärt sich auch das M in der Typenbezeichnung der Leica.
Mit Sicherheit ist die Leica M 10-P eine Kamera, die polarisiert, wie vermutlich jede Leica, die es jemals gab. Mich hat genau dieses Modell aufgrund der Form und des Benutzererlebnisses vollständig überzeugt und geflasht. Ich hätte mir nie gedacht, dass ich am Ende so glücklich mit dieser Kamera sein werde, da ich schon sehr lange gezögert habe und viele Bedenken hatte.
Nach einem halben Jahr intensiver Nutzung bin ich mehr denn je glücklich mit meiner Leica M 10-P und habe so viele und schöne Fotos mit der Kamera gemacht wie noch nie zuvor in meinem Leben. Auch hat die Kamera es geschafft, mein Fotografieren auf ein neues Level zu heben, worüber ich mich sehr freue.
Keine Kamera dieser Welt kann in meinen Augen die Verarbeitungsqualität der Leica M 10-P erreicht oder gar übertroffen. So kann ich schon nach diesem ersten Artikel meiner Leica-Reihe bestätigen, dass man nicht enttäuscht sein wird von dem, was man fühlt, wenn man eine Leica M 10-P in die Hand nimmt. Drückt man dann den Auslöser, wird sich ziemlich schnell ein Lächeln einstellen und man möchte mehr und noch mehr. Wie sich dieses Lächeln genau definiert, erzähle ich euch den nächsten Artikeln dieser Reihe.
Bis dahin! Bleibt kreativ,
euer Chris
Auf meinem Youtube Kanal habe ich auch noch ein Video zu meiner Lady in Black:
In diesem Beitrag schildere ich meine ersten Erfahrungen mit der Leica M10P. Warum habe ich diese Kamera so schätzen gelernt und was macht die Kamera für mich aus? Was konnte mir die Leica M10P lernen? Gerade durch die Einschränkungen, wie z.B. ein fehlender Autofokus, musste ich fotografieren noch einmal anders lernen und das tat meiner Fotografie richtig gut.